Stochblog

Da waren’s nur noch drei?

Lassen wir die Kirche im Dorf: Ob der Südwestrundfunk fünf, vier, drei, zwei oder nur einen einzigen Spitzenkandidaten einlädt, wird die nächste Landtagswahl nicht wirklich entscheiden. Aber das Verhalten unseres öffentlich-rechtlichen Landessenders sorgt nicht nur für Ärger, sondern lässt eben auch nachdenken.

Journalisten können nicht hexen. Schon heute haben 22 Parteien und Bündnisse Landeslisten für die Wahl aufgestellt. Viel zu viele Spitzenkandidaten für ein Podium oder eine Fernsehsendung. Man muss auswählen und darf das auch. Vor der Landtagswahl 2021 gab es viele Sendungen mit sechs Kandidierenden: Vertreten waren die fünf Parteien, die schon im Landtag waren, und die Linkspartei, der man damals Chancen gab, mehr als fünf Prozent zu bekommen und es in den Landtag zu schaffen. Die wichtigen Runden liefen also mit sechs Kandidaten. Auch beim Südwestrundfunk.

Nun sollen neue Regeln gelten: Fünf Prozent reichen für den Landtag, reichen für unsere Verfassung – aber nicht mehr für den SWR. Der will 20 Prozent, also nicht bei der Wahl, sondern in den von ihm selbst angestrengten Umfragen. Und so kommt der SWR darauf, dass es eigentlich nur drei wirklich wichtige Kandidaten gibt: Von der CDU, den Grünen und der AfD. Die will er zu einer eigenen Runde laden. Der SWR plant auch Runden mit mehr Parteien, aber die Hierarchie ist klar: Champions-League ist besser als Bundesliga.

Ich will gar nicht auf die verkorksten Argumente eingehen, die für dieses „Triell“ vorgebracht wurden. Klar ist, dass viele Medien eine Landtagswahl gerne wie eine Wahl in den USA inszenieren würden: Nur zwei Parteien, nur zwei Kandidaten, da kann man auf Zweikampf machen, zwei Gesichter im Profil, links oder rechts… Ach, und wenn das eben gar nicht geht, müssen es in Gottes Namen halt mehr sein. Aber bitte maximal drei, oder?

Eine äußerst löchrige Logik. Wenn der SWR so sehr auf seine eigenen Umfragen vertraut, könnte er den Spitzenkandidaten der CDU mit sich selbst reden lassen, denn die CDU liegt in Umfragen aktuell mit Abstand vorne. Ach so, alleine kann die CDU nicht regieren? Stimmt, aber warum dann nur die Grünen? Und warum ein Duell, wenn der SWR doch schon die Koalitionen vorbestimmt?  Ach so, bis zur Wahl könnte das noch anders werden? Stimmt, aber gilt das nicht auch – für die SPD, zum Beispiel?

Es ist ein heilloses Wirrwarr, in das sich der SWR da manövriert hat. Man hievt die AfD mit aufs Podium – mit einem Mann, der nicht einmal für den Landtag kandidiert, sondern nur sagt, dass er Ministerpräsident werden wollte, falls die AfD die Regierung bilden könnte. Das wird sie (auch laut SWR-Umfragen) nicht können. Sicher nicht. Warum also dann ein Triell? Der Landessender will nicht ausgrenzen, sagt er. Aber ist es besser, sich vor rechten Trollen zu verbeugen – und einer Partei, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk abschaffen will? Ist besser, stattdessen demokratische Parteien auszugrenzen, die im Landtag vertreten sind?

Nochmal ganz zum Anfang: Die Entscheidung des SWR (die er überdenken könnte) ist nicht logisch, nicht fair und nicht schlau – aber eine Bedeutung wie in den USA haben TV-Konfrontationen der Spitzenkandidaten bei uns nun einmal nicht. Und auch wenn man das in manchem Newsroom anders planen mag: Es geht nicht darum, welches Gesicht hübscher, schlanker oder bekannter ist. Es geht um die Politik, für die die Parteien stehen. Das ist nicht Einschaltquote. Das ist Demokratie. Zumindest für alle, die nicht nur bis drei zählen können.