Stochblog
Betrunken am Steuer
Nein, die SPD wird die AfD nicht verbieten. Überrascht? Dann lohnt es sich, weiterzulesen. Denn dieser Tage reden wieder sehr viele Leute über Dinge, die sie nicht richtig verstanden haben.
Die SPD wird die AfD nicht verbieten, weil die SPD das gar nicht kann. Auch die CDU kann das nicht und nicht die Grünen. Verboten wird eine Partei vom Bundesverfassungsgericht, und verboten wird sie, wenn sie gegen unsere Verfassung arbeitet und das so erfolgreich tut, dass sie die Demokratie ernsthaft gefährdet. Es gab schon Verbote, die daran gescheitert sind, dass eine Partei zwar klar extremistisch, aber eben viel zu unbedeutend war. „Ihr würdet nicht über ein Verbot reden, wenn die AfD nicht so groß geworden wäre“? Ja, kann sein. Das ist aber nicht Strategie, sondern Rechtslage.
Eine Partei wird nicht verboten, weil andere Parteien das wollen. Eine Partei wird verboten, wenn sie bei der Prüfung durch das Bundesverfassungsgericht durchfällt. Dass geprüft wird, kann aber die Bundesregierung beantragen. Oder der Bundestag. Oder der Bundesrat. Und die SPD ist dafür, dass das geschehen soll.
Machen wir es mal ganz einfach: Vor Euch fährt jemand mit dem Auto, der höchstwahrscheinlich betrunken am Steuer sitzt. Ihr selbst könnt ihn nicht anhalten. Aber Ihr ruft die Polizei. Die kann das. Und wenn jemand vollkommen betrunken am Steuer sitzt, verliert er seinen Führerschein. Nicht, weil Ihr das wollt, nicht, weil Ihr die Polizei gerufen habt. Er verliert seinen Führerschein, weil er eine echte Gefahr für uns alle war.
Die AfD fährt sozusagen Schlangenlinien in der Politik. Sie fährt über rote Ampeln und kommt verkehrt die Einbahnstraße runter. Das ist nicht nur unser Eindruck im Landtag oder im Bundestag, das ist auch der Eindruck unseres Verfassungsschutzes. Die AfD ist brandgefährlich.
Wer heute AfD wählt, wird nach einem Verbot nicht die SPD wählen. Vielleicht die nächste radikale Populistenpartei. Und doch hat die Demokratie sich dann gewehrt gegen ihre Feinde. Und unsere Demokratie soll eine wehrhafte sein.
Und ja, eben weil sich das Bundesverfassungsgericht eben nicht in seine Urteile reinreden lässt, ist es nicht unmöglich, dass eine Prüfung der AfD nicht zu einem Verbot führt oder nur zu einem teilweisen Verbot. Vielleicht findet der Autofahrer vor Euch ein paar echt gute Ausreden. Man kann das nicht ausschließen. Aber deswegen keine Polizei rufen, wenn einer mit Schlangenlinien Auto fährt? Das wäre dumm auf der Straße. In der Politik wäre es das auch.
Wenn Ihr die Polizei ruft, weil Ihr einen Betrunkenen im Auto seht, kommt Ihr deswegen selbst nicht schneller an. Ihr bekommt auch nicht sein Auto als Belohnung. Ihr habt gar nichts davon. Ihr habt einfach nur das Richtige getan.