
Zwischen zwei Bratwürsten fallen Markus Söder immer wieder erstaunliche Dinge ein. Zuletzt forderte er so lange die Rückkehr zur Atomkraft, bis ihm auch der allerletzte Energieversorger widersprochen hatte. Und dieser Tage hat der Lautsprecher aus München ein neues Lieblingsthema: Weg mit dem „Verbrenner-Verbot“!
Solche Sätze spielen mit Ängsten und Unwissenheit. Tatsächlich hat sich die Europäische Union darauf verständigt, dass ab 2035 keine neuen Autos mit Verbrennungsmotoren mehr auf den Markt kommen sollen. NEUE Autos. Wer einen gebrauchten Verbrenner hat, darf weiterfahren, so lange er will.
Das mit dem Weiterfahren verschweigen die Populisten gerne. Lieber reden sie so, als könnten wir einfach weitermachen wie früher. Verbrenner-Aus kippen und dann einfach konventionelle Autos bauen. Mit denen haben wir doch immer so viel Geld verdient! Sie tun dann so, als hätten Porsche, Mercedes und Audi noch nie Autos außerhalb von Europa verkauft. Oder sie glauben, wenn die EU am Verbrenner festhalten würde, würde man in China, Kalifornien oder Korea die eigenen E-Mobile ins Meer schubsen.
In den Chor der Quatschköpfe stimmen dann auch die E-Fuel-Gläubigen ein. Bei denen heißt „Technologieoffenheit“ immer nur „Technologie von gestern“. Lasst uns weiter Zwölfzylinder bauen, und in den Tank kommt absurd teurer Synthetiksprit für acht Euro den Liter! Ja, Porsche interessiert sich für E-Fuels, aber da geht es allein darum, wie man in 50 Jahren noch historische Fahrzeuge bewegen kann, bei denen das Geld keine Rolle spielt.
Die Stimmen gegen das „Verbrenner-Verbot“ befeuern bewusst irrige Hoffnungen. Der Weg zur E-Mobilität ist unumkehrbar, er wird auch nicht von der EU diktiert, sondern von den weltweiten Märkten, auf denen unsere Hersteller Geld verdienen wollen. Das werden sie nicht, wenn in Baden-Württemberg technologische Oldtimer vom Band laufen.
Daran ändert sich nichts, wenn das „Verbrenner-Verbot“ erst 2040 kommt oder 2045. Die Antriebswende läuft, in vielen Ländern ist sie schon da. Und es geht darum, dass wir diese Antriebswende meistern. Unsere Autohersteller, unsere ganze Automotive-Branche, aber auch wir alle. Wie bekommen wir günstigere E-Mobile? Noch bessere Ladeinfrastruktur? Da gibt es prima Ideen. Man kann die E-Mobil-Flotte als riesigen dezentralen Energiespeicher verwenden und den Strom im Gegenzug günstiger machen. Darüber sollten wir in der Politik reden, anstatt mit sinnlosen Jahreszahlen zu jonglieren!
Wir können den Kopf nicht in den Sand stecken und auch nicht in einen Benzintank. Gerade in Baden-Württemberg haben wir eine gewaltige Aufgabe, den Wandel in der Autobranche gut zu gestalten und an der Spitze zu bleiben. Mit guten Firmen, guten Autos und guten Arbeitsplätzen. Es gibt Hersteller, die haben früher nur Auspuffsysteme gebaut und liefern heute supermoderne Batteriekästen für E-Mobile. Das geht, und die Politik und wir alle können helfen, dass das noch viel öfter geht.
Und mit der EU müssen wir nicht über Jahreszahlen verhandeln, sondern mögliche Milliarden an Strafzahlungen abwenden, die uns auf dem Weg in die E-Mobilität keinen Deut weiterhelfen. Nur in China werden im Moment mehr E-Mobile gebaut als in Deutschland, und in der EU gibt es kaum ein Land mit einem dichteren Netz an Ladepunkten. Die EU kann vieles fördern, mit Strafen für deutsche Hersteller fördert sie gar nichts.
Was bleibt also von Markus Söder und dem Kampf gegen das „Verbrenner-Verbot“? Für mich nur ein netter Vergleich mit einem Verbrennungsmotor. Der ist nämlich aus Prinzip ziemlich ineffizient und vergeudet viel Energie für Abwärme statt fürs Vorwärtskommen. Nur etwas Knattern und viel heiße Luft.