Simsalabim

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Bundeswehr-Witze sind in der Regel etwas platt. Dieser hier auch: Beim Manöver müssen Soldaten einen Fluss überqueren. Direkt neben einer Brücke, aber auf der steht das Schild „Brücke gesprengt!“. Alle waten durch eine Furt, hangeln sich über Seile oder fahren auf Panzern durchs Wasser. Doch dann sieht der Oberst ein paar Soldaten, die einfach über die Brücke spazieren. Er saust mit dem Auto hin und brüllt: „Die Brücke ist doch gesprengt! Haben Sie das Schild nicht gesehen?“ Die Soldaten nicken eifrig und halten ein Schild hoch: „Wir schwimmen!“.

Wie komme ich drauf? Ach ja, wegen der tollen Schilder und Plakate der aktuellen baden-württembergischen Landesregierung. Die (und diesen Vorwurf sehe ich einfach immer wieder bekräftigt) hat es statt mit dem Regieren eher mit der Regierungssimulation. Das Land wird also besser, attraktiver und fachkräftelockender, wenn man es auf Plakaten „The Länd“ nennt. Offenbar hofft die Stillstandskoalition auf eine Wirkung wie beim Zaubertrick: Es soll halt so aussehen, als ob. Simsalabim! Weiterlesen

Wohnungsnot: Teufel und Weihwasser

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Wohnungsnot: Teufel und Weihwasser

Am Sonntag ist der Mangel an bezahlbaren Wohnungen auf dem Titel einer ebenso renommierten wie sturzkonservativen großen Zeitung angekommen. Die Lage ist inzwischen so schlimm, dass man sie selbst dort nicht mehr übersehen kann.

Umso überraschender das Fazit: Nach einer längeren Analyse, wie es zu der deutschen Wohnungsnot gekommen ist (Verkauf öffentlicher Wohnungen, jahrlanges Wachkoma des Sozialwohnungsbaus), gibt das Blatt zum Besten, es wohnten im Land einfach zu viele ältere Menschen in zu großen Wohnungen oder Häusern. Das nehme den Familien den Platz weg.

Der Betrag endet, ohne seine wilde These offen auszusprechen: Es müssen einfach alle wohlhabenden Senioren in kleine Wohnungen umziehen, dann bekommen die jungen Familien den Wohnraum, den sie brauchen. Denn die Villa in Halbhöhenlage in Stuttgart kostet ja keinen Cent mehr als eine Sozialwohnung. Wie wirr ist das? Weiterlesen

Schattengewächse

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Schattengewächse

Zu einem ausgewachsenen Skandal gehören nicht nur die skandalösen Verhältnisse, die Missstände, die Fehler und Untaten. Zu einem ausgewachsenen Skandal gehört auch eine Öffentlichkeit, die diesen Skandal erklärt bekommt und ihn verstehen kann. Wahrscheinlich ist das der Grund, dass die andauernden Affären um Innenminister Strobl als nicht annähernd so skandalös wahrgenommen werden, wie sie es in Wahrheit sind.

Der Innenminister hat die Öffentlichkeit belogen, als es um das Durchstechen eines Anwaltsschreibens an die Medien ging. Eine Verfahrenseinstellung gegen 15.000 Euro Geldauflage hat er wie einen Freispruch gefeiert. In der Affäre um den Inspekteur der Polizei wurde immer wieder deutlich, welche Klüngelwirtschaft im Hause Strobl herrscht. Doch vor Gericht stand ja nicht der Minister, sondern sein Wunschinspekteur. Und gleichzeitig wurden sogar Vorwürfe der illegalen Einflussnahme im Untersuchungsausschuss laut, wo auch versucht wurde, missliebige Zeugen zu diskreditieren. Und nun musste sich der Innenminister öffentlich (aber bestens versteckt) für Behauptungen gegen die Stuttgarter Tageszeitungen entschuldigen. Nicht die hatten Unwahrheiten behauptet, sondern er selbst beziehungsweise sein Haus.

Die Affären rund um Thomas Strobl haben alles, was ein Politthriller bräuchte: Sex and Crime, mindestens versuchter Machtmissbrauch, eine alteingesessene Partei, die ein ganzes Land für den eigenen Erbhof hält…

In einem Bundesland wie Bayern, in Nordrhein-Westfalen, in Berlin, in Hannover – fast überall anders in der Republik hätte dieser Fall schon längst viel, viel größere Wellen geschlagen, würde die großen Nachrichtenmagazine beschäftigen, wäre ein Fall für die beste Sendezeit. Aber Baden-Württemberg liegt da ziemlich im Schatten. Das ist jetzt keine Medienschelte, sondern nur eine Bestandsaufnahme. Und wenn irgendjemand diesen Zustand aktiv befördert, dann sicher nicht unsere Journalistinnen und Journalisten.

Dass andere uns für etwas langweilig halten, kann uns in Baden-Württemberg egal sein. Doch es sollte uns nicht egal sein, wenn im medialen Schatten politische Nachtschattengewächse wuchern. Da muss Licht in die Finsternis. Viel mehr als bisher.

Selbstverständlich

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Selbstverständlich

Ich gebe zu: Ich weiß nicht, was der genaue Unterschied zwischen LGBTQIA+ und LSBTIQ ist. Ich weiß nicht einmal, ob es einen genauen Unterschied gibt. Was ich weiß: Wenn es um dieses Thema gibt, werden viele Menschen vorsichtig, weil sie Angst vor Fettnäpfen haben. Man könne etwas falsch machen. Doch genau das ist falsch. Denn die Sache ist an und für sich selbstverständlich.

Es spielt keine Rolle, ob Männer Frauen lieben oder Männer, Frauen Männer lieben oder Frauen. Es spielt auch keine Rolle, ob ein Frau sich als Mann definiert oder umgekehrt oder sich auf keine der klassischen Geschlechterrollen festlegt. Ich habe jetzt noch viele, viele andere Fälle vergessen, die so zahlreich und vielseitig sind, wie Menschen eben zahlreich und vielseitig sind. Was alle eint: Es sind Menschen. Und das macht uns alle gleich. Selbstverständlich, oder?

Wir wissen, dass es nicht selbstverständlich ist. Menschen werden diskriminiert, angefeindet oder sogar tätlich angegriffen, nur weil ihr Leben gängige Rollenmuster sprengt. Auch im Jahr 2023, auch bei uns, in diesem Land.

Noch einmal: Es ist eigentlich nicht kompliziert. Und jeder muss nur einmal kurz drüber nachdenken, um zu verstehen, um was es den 40.000 Teilnehmenden beim CSD in Stuttgart ging. Und den fast 400.000 Leuten, die die Parade an der Strecke verfolgt und ihr applaudiert haben. Wie viele es an den Fernsehern und im Netz waren? Noch viel, viel mehr.

Das darf uns alle freuen. Und es darf uns Kraft geben, um weiter für eine Gesellschaft zu streiten, in der das Selbstverständliche auch endlich selbstverständlich wird. Machen wir weiter? Selbstverständlich!

Fachkräfte: Folgen wir dem Stern

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Fachkräfte: Folgen wir dem Stern

Fachkräfte fallen nicht vom Himmel, sie werden gemacht. Zum Beispiel bei Mercedes-Benz. Der Konzern mit dem Stern qualifiziert allein in diesem Jahr über 600 Beschäftigte zu KI-Fachkräften weiter, um die digitale Transformation zu meistern. Dafür will Mercedes-Benz in den kommenden Jahren mehr als zwei Milliarden Euro ausgeben.

Mercedes macht es vor, aber wir haben noch gut 49.000 andere Industriebetriebe in Baden-Württemberg, und nicht jede kleine Firma wird das aus eigener Kraft nachmachen können. Genau deswegen macht sich die SPD dafür stark, dass ein reiches und starkes Land wie Baden-Württemberg es nicht dem Zufall überlässt, in der Transformation reich und stark zu bleiben. Gerade mittelständische und kleinere Firmen brauchen Strukturen und Unterstützung, um Fachkräfte für die Transformation weiterzubilden, um Arbeitsplätze zu sichern und an der Spitze zu bleiben.

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