Autor: Andreas Stoch

Neues Geld und alte Märchen

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Neues Geld und alte Märchen

Neues Geld und alte Märchen

Seit Jahren erzähle ich davon, wie sehr es mich ärgert, wenn man in Berlin, Frankfurt oder München über die „schwäbische Hausfrau“ erzählt, die angeblich nie mehr ausgibt, als sie gerade im Geldbeutel hat. Was für ein Schmarrn! Wenn es einer schwäbischen Hausfrau in die Stube regnen würde, würde sie das Dach sanieren – und dafür eben auch einen Kredit aufnehmen. Alles andere wäre nicht sparsam, sondern schwachsinnig. Und schwäbische Hausfrauen sind clever. Ich wurde selbst von einer großgezogen.

Noch dümmer werden diese Märchen, wenn es um Investitionen geht. Jeder Unternehmer weiß, dass man hier nicht Geld aus dem Fenster wirft, sondern es anlegt. Geld aufnehmen für eine neue Fabrikhalle mit neuen Maschinen? Natürlich, denn dann macht die Firma ja auch mehr Umsatz und mehr Gewinn!

Ich schreibe das, weil in diesen Tagen das größte Investitionspaket auf den Weg gebracht werden soll, das die Bundesrepublik je gesehen hat. Und manchen Leuten fallen auch hier wieder nur die ganz alten Märchen ein.

„Wer soll das bezahlen?“ Ich frage einfach mal andersrum: Wer soll es bezahlen, wenn wir jetzt nichts unternehmen? Jeder sieht, wo in Deutschland Brücken bröseln, wo Infrastruktur fehlt vom schnellen Internet über die Stromtrassen bis zum Wasserstoff. Wir sehen, wo es uns beim Erreichen der Klimaziele fehlt, wo Milliarden für eine ordentliche Eisenbahn fehlen. Wir sehen, wie dringend wir Wohnungen bauen müssen… Und auch einen Diktator wie den russischen Präsidenten schrecken wir nicht mit einer schwarzen Null ab.

Noch mehr olle Märchen: Von „Klientelpolitik“ lese ich und von „Wahlgeschenken“. Was sollen die Phrasen? Es bringt doch nicht nur SPD-Wählerinnen was, wenn eine Brücke nicht einstürzt. Und bitte nicht vom „Koalitionskitt“ faseln. Endlich, endlich Geld in die Hand zu nehmen, um dieses Land zu reparieren, wieder gut aufzustellen, es sicher und zukunftssicher zu machen – das ist kein Kitt und keine Deko – das ist die Substanz der ganzen Sache. Das ist, was Deutschland jetzt endlich braucht.

Und wer rechnen kann, muss es nicht lange tun, um eines zu begreifen: Ja, Einsparen ist schön und gut und toll, aber die Summen, die wir jetzt brauchen, könnten wir in 50 Jahren nicht zusammensparen. Das Dach ist undicht, die Bude brennt, und wir müssen JETZT handeln. Und apropos Sparen: Sparen kann man sich auch die altklugen Kommentare, man müsse halt besser priorisieren. Soll also lieber die Brücke einstürzen oder lieber der Strom ausgehen? Machen wir lieber die Schule zu oder das Krankenhaus? Sparen wir lieber am Klimaschutz oder an den Kitas oder an der Polizei? Nur ganz kurz nachdenken hilft.

Hilfreich ist es auch, sich zu erinnern: Deutschland hat keinerlei Schuldenproblem, fast alle anderen europäischen Länder haben viel mehr Kredite aufgenommen und versinken in keinem Höllenschlund. Was Deutschland hat, ist ein Investitionsstau – und mit das mieseste Wirtschaftswachstum weit und breit. Allein das kostet Hunderte Milliarden. Jedes Jahr.

Und Investitionen sind eben KEIN rausgeworfenes Geld. Nicht einmal bei dem, was man „klassische SPD-Politik“ nennt. In der Corona-Pandemie hat Arbeitsminister Hubertus Heil so viele Milliarden für das Kurzarbeitergeld locker gemacht, für die Sicherung hunderttausender Arbeitsplätze. Und wie groß war das Geschrei aus den Reihen des Schwarznull-Kults! Nur: Deutschland kam wirtschaftlich viel, viel besser aus der Pandemie als die meisten anderen Länder der EU, und das Geld hatten wir über die höheren Steuereinnahmen schnell wieder drin. Schon vergessen?

Wir haben eine Weltlage wie seit Menschendenken nicht, Probleme und Herausforderungen wie noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik. Das fordert uns, das zwingt uns zum Handeln, und wir werden das nicht nur mit Geld alleine bewältigen. Aber wir werden es eben auch nicht ohne Geld bewältigen. Ohne viel Geld, sehr viel sogar.

Wir können, wir müssen reden über dieses neue Geld. Aber bitte nicht mehr über die alten Märchen.

 

Wir sind uns doch einig, oder?

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Wir sind uns doch einig, oder?

Wir haben gerade keine Zeit für das übliche Getue. Damit meine ich nicht nur die Parteien, sondern auch alle Schlaumeier in allen Medien, von der Zeitung bis Telegram.

Die gigantischen Aufgaben, vor denen wir stehen, können wir nicht aus der Wechselgeldkasse zahlen. Jetzt zu investieren ist nötig und kostet viel, viel Geld. Aber jetzt nicht zu investieren, kostet uns eine gute Zukunft.

Das hat nun auch die Union begriffen, und ja, vor der Wahl haben die ganz andere Dinge von sich gegeben. Aber wenn sie jetzt einsehen, was die SPD seit Jahren fordert, dann ist das vielleicht spät, aber eben nicht falsch! Und deswegen sind auch all diese neunmalklugen „Im Wahlkampf habt Ihr noch“-Kommentare so falsch wie noch nie. Ja, wir konnten uns eine Zusammenarbeit mit Friedrich Merz nicht so gut vorstellen. Aber jetzt stimmt der Mann Krediten zu und einem gigantischen Investitionspaket. Er redet nicht mehr über geschlossene Grenzen und nicht mehr über deutsche Alleingänge in der Sicherheitspolitik. Sollen wir stur bleiben, wenn er es nicht mehr ist? Weiterlesen

Nach der Wahl

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Nach der Wahl

Es ist mir egal, wenn das Leute außerhalb der SPD nicht interessiert: An erster Stelle möchte ich mich von Herzen bei allen bedanken, die in diesem Wahlkampf überall im Südwesten für die SPD geworben, gestritten, gekämpft haben. Ich bin kreuz und quer durchs Land gefahren, und immer habe ich Genossinnen und Genossen getroffen, die sich wochenlang mit Leib und Seele ins Zeug gelegt haben, auch wenn alle wussten, wie die Chancen stehen. Das war ganz großartig, das bleibt ganz großartig, und ich bin stolz, in so einer Partei zu sein. Danke Euch allen!

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Bevor wir wählen gehen…

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Bevor wir wählen gehen…

Gestern hat mich jemand gefragt, wer meiner Meinung nach im März Bundeskanzler ist. „Olaf Scholz“ habe ich gesagt. Und da bin ich mir sicher. Absolut sicher.

Ich musste es auch gestern erklären: Bei einer Bundestagswahl wird der Bundestag gewählt, nicht aber die Bundeskanzlerin oder der Bundeskanzler. Die Parteien zählen ihre Abgeordneten durch, beginnen Sondierungen, verhandeln über Koalitionen, besprechen dann Regierungsprogramme, verteilen die Ministerien. Die vergangene Bundestagswahl fand am 26. September 2021 statt. Bundeskanzler wurde Olaf Scholz aber erst am 8. Dezember. Zweieinhalb Monate, in denen Angela Merkel auch nach der Wahl die Regierung führte. Weiterlesen

Bitte Politik statt Blech!

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Bitte Politik statt Blech!

Kaum noch zwei Wochen bis zur Bundestagswahl, und selten haben so viele Menschen geklagt, dass sie nicht wissen, was sie wählen sollen. Woran das liegt? Vielleicht auch daran, dass wir selten so wenig über Politik geredet haben vor einer Wahl.

Ja, das klingt komisch. Es gibt doch geschichtsträchtige Sitzungen im Bundestag, die Parteien sind doch so polarisiert wie selten. Hunderttausende demonstrieren auf den Straßen, und alle reden über das Fernsehduell der Spitzenkandidaten von SPD und CDU. Trotzdem vermisse ich Politik.

Natürlich ist es ein gutes Gefühl, wenn sich über eine Million Menschen auf den Straßen zu Demokratie und gegen Rechtsextremismus bekennen. Aber die, welche die AfD wählen, werden das wahrscheinlich trotzdem tun. Bei denen, die sich jetzt ihrer guten Gesinnung versichern, hat man diese nie angezweifelt. Ich selbst habe ein Bündnis für Demokratie mit auf den Weg gebracht, aber das ist bewusst überparteilich. Es macht Front gegen die Feinde der Freiheit. Aber es ersetzt keinen Wahl-o-Mat.

Dass Parteien sich vor einer Wahl beharken ist richtig und notwendig, aber auch hier kommt mir die echte Politik zu kurz. Da werden unsinnige Gesetze gefordert, die jedes Gericht knicken wird. Gesetze, die gegen Gewalttaten oder Terrorismus gar nicht helfen. Da wird über Migration gestritten, die (ich kann es nicht oft genug sagen) nun einfach nicht das größte Problem in diesem Land ist und auch nicht das zweitgrößte. Aber alle spielen mit. Im TV-Duell Scholz gegen Merz gab es eine halbe Stunde Fragen zur Migration. Zum Klimaschutz gab es keine einzige.

Viel Zeit kann man auch mit unsinnigen Koalitionsaussagen verbringen. Die FDP weiß nicht einmal, ob sie es noch in den Bundestag schafft, aber mit den Grünen werden sie nie… Und mit wem die CSU gerade gar nicht will, ändert sich täglich wie der Wetterbericht. Alles Blech, aber mit Blech kann man gut Lärm machen.

Es stehen so wichtige Dinge zur Wahl am 23. Februar! Ganz grundsätzliche wie die Frage, ob wir vorwärts oder rückwärts gegen wollen, ob wir Lust auf Zukunft haben oder nur Angst davor. Es geht um ein grundlegendes Menschenbild, es geht um Kaputtsparen oder Investieren, es geht um Kraftmeierei oder Diplomatie.

Es geht auch schlicht ums Geld: Seit Anfang des Jahres sind allein die Krankenkassen wieder viel teurer geworden. Man kann an der Miete arm werden oder an der Pflegebedürftigkeit, man zahlt sich für Kita-Plätze dusselig… das betrifft fast alle Menschen in unserem Land, aber reden wir genug darüber? Nein, denn die, die hier gar nichts zu sagen haben, machen lieber Lärm mit Blech.

Ja, viele Leute wissen noch gar nicht, was sie wählen sollen. Das heißt aber auch, dass wir sie noch überzeugen können. Wir bieten Lösungen für die Probleme, die die Leute wirklich haben. Wir bieten Antworten auf die Fragen, die sich wirklich stellen. Wir bieten Sicherheit, Solidarität und Demokratie. Wir bieten Zukunft für alle, wo alle anderen nur Ängste bieten.

Lasst uns statt über Blech über Politik reden. Es kann uns nur helfen.